Rosacea Blog
Kein Grund zu Erröten: Auslöser für Rosacea Flushs erkennen und in den Griff kriegen!
Keine Panik vor Rosacea Flushs: Trigger wirksam umgehen
von Dr. Steffen Jakobs
Der Volksmund spricht meist lapidar von „kurzfristigem Erröten“, wenn es um Rosacea-bedingte Flushs geht. Für Betroffene sind diese jedoch oft sehr belastend, da neben dem Erröten häufig weitere Symptome hinzukommen. Sie stehen vor der nicht einfachen Aufgabe, die persönlichen Auslöser für Flushs zu erkennen und damit umgehen zu lernen. Wie das gelingen kann und welche zahlreichen äußeren und inneren Faktoren es für Flushs gibt, erfährst Du in diesem Beitrag.
Flushs: Was ist das und was hilft akut dagegen?
Welche Rosacea-Patientin kennt das nicht? Die Haut wird plötzlich knallrot wie eine Tomate und fängt an zu brennen, zu jucken und oft auch an zu schmerzen. Typischerweise kommen zu dem anfallsartigen Erröten auch Hitzewallungen hinzu. Der medizinische Name für diese Beschwerden heißt Flushing bzw. Flushs. Treten Flushs auf, nimmt die Durchblutung der Haut im Gesicht – des Öfteren auch im Hals- und Nackenbereich – stark zu, weil sich die Blutgefäße erweitern. Auch übermäßiges Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen können leidige Anzeichen eines Flushs sein. Oftmals ist Flushing auch ein Erstsymptom von Rosacea [1], das zwar wieder vorbeigeht, aber häufig immer wieder kommt. Neben dem meist als unästhetisch empfundenen Rosacea-Hautbild mit Pickeln, Pusteln und erweiterten Poren können Flushs den Leidensdruck bei Rosacea immens verstärken.
Einfache Tipps/schnelle Hilfe – so kühlst Du deine Haut selbst
Einfach mal wieder ungeschminkt aus dem Haus gehen, ohne Angst haben zu müssen, die Mitmenschen zu verschrecken und von einem Flush „überfallen“ zu werden, ist für viele Rosacea-Leidende schwer vorstellbar. Jedoch gibt es einige hilfreiche Tipps für den akuten Notfall: Ein Handventilator kann Abhilfe gegen den bei Flushs auftretenden Hitzestau schaffen und für Abkühlung sorgen. Falls eine Toilette (z.B. eines Restaurants) in der Nähe ist, kann die Mütze oder der Hut in Wasser getränkt werden, um den Kopf und die Gesichtshaut abzukühlen. Zu Hause empfiehlt sich, einen Eiswürfel zu lutschen oder kalte Umschläge in den Nacken und in die Ellenbogenbeuge zu legen.
Welche Faktoren lösen Rosacea Flushs aus?
Das Auftreten von Flushs steht im direkten Zusammenhang mit typischen Auslösern (engl.: Trigger) der Rosacea-Erkrankung und dem Auftreten von Schüben. Um die Chancen zu erhöhen, dauerhaft Krankheitssymptome zu verbessern, sollten Lebensstil- und Umweltfaktoren, die Schübe und Flushs auslösen, erkannt und vermieden werden. Jedoch ist die Identifizierung dieser Trigger ein individueller Prozess: Ein Faktor, der bei einer Person einen Schub auslöst, muss nicht zwangsläufig auch bei einer anderen Person die gleichen Auswirkungen haben [2]. In der Praxis hat es sich bewährt, das gesamte Spektrum an möglichen Triggern einzubeziehen – dazu gehören die allgemein bekannten, aber auch bisher weniger beachteten Trigger.
Die bekannten Auslöser der Flushs
Gut untersucht sind die klassischen Trigger, die für gewöhnlich eine Sofortwirkung auf die Haut haben. Dazu gehören z.B.: Alkohol, scharfe und heiße Speisen, extreme Hitze im Sommer, Kälte im Winter oder die zu häufige Anwendung von ungeeigneten Kosmetika (z.B. mit Formaldehyd) [1].
Weiterhin gibt es Auslöser, die weniger bekannt sind und nicht immer eine sofortige Wirkung auf die Haut von Rosacea-Patient:innen zeigen, wie beispielsweise Darmpilz-Infektionen, Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten, hormonelle Umstellungen in bestimmten Lebensphasen (wie während der Schwangerschaft oder Wechseljahre) oder die Einnahme von Antibiotika.
Die weniger bekannten Auslöser des Flushs
Erfahrungsgemäß können laut Fallberichten die folgenden Faktoren ebenso wichtige Trigger sein:
- 1. Hautparasiten wie die Demodex Milben [1]
- Nährstoffmangelzustände (z.B. erniedrigte Vitamin B12-Spiegel) [3]
- Fehlbesiedelung des Dünndarms (Small intestinal bacterial overgrowth, sogenanntes Sibo-Syndrom) [1]
- Ungleichgewicht im Zusammenspiel von Hormon-, Nerven- und Immunsystem (z.B. bei emotionalem Stress durch Schicksalsschläge wie der Verlust eines geliebten Menschen). [1]
Auch wenn es oft nicht möglich ist, alle persönlichen Flush-Trigger in „Eigenregie“ zu ermitteln, kann es sehr helfen sein, ein Tagebuch zu führen. In diesen kann man Faktoren aufschreiben, auf die man empfindlich reagiert und die einen Flush auslösen, wie z.B. bestimmte Lebensmittel. Aber auch andere Trigger können notiert werden.
Demodex-Milben als Trigger
An der Krankheitsentstehung der Rosacea sind bekanntermaßen auch Hautparasiten wie die Haarbalgmilbe Demodex folliculorum wesentlich beteiligt [4, 5], 6]. Diese kommen zwar bei allen Erwachsenen in den Talgdrüsenfollikeln des Gesichtes vor, treten aber bei Rosacea bis zu sechsfach vermehrt auf [1]. Zudem zeigte eine Untersuchung, dass sich Demodex-Milben in 20 bis 50 % der genommenen Biopsien von frischen Papeln und Pusteln finden lassen. [7] Demodex-Milben können die bei Rosacea auftretenden entzündlichen Hautprozesse verursachen, auch wenn noch nicht ganz aufgeklärt ist, welche Mechanismen dafür zugrunde liegen [siehe Infokasten].
Angenommene Mechanismen wie Demodex-Milben Hautentzündungen bei Rosacea auslösen
Es wird vermutet, dass bestimmte Rezeptoren1 auf Immunzellen (Mastzellen/Makrophagen) und auf Keratinozyten (= spezialisierte Hautzellen, welche die Hornsubstanz Keratin bilden) durch die Milben aktiviert werden können [8], 9, 10]. In der Folge werden zelluläre Prozesse in Gang gesetzt, die Entzündungen und die Neubildung von Blutgefäßen fördern und insgesamt zu einer Aktivierung des angeborenen Immunsystems führen sollen. Da diese Erkenntnisse hauptsächlich aus Tierexperimenten stammen, gelten sie bisher als noch nicht für den Menschen bewiesen [1].
1 Toll-like Rezeptoren (TLR)
Cremes mit medinischen Wirkstoffen bei Hautmilben
Als zunehmend gesichert gilt , dass wenn die Anzahl und Dichte der Milben auf der Haut vermindert wird, sich der Hautzustand bei Rosazea zumeist deutlich verbessert [1]. Ein sehr bedeutsamer Auslöser für Rosacea-Schübe und Flushs lässt sich somit durch eine geeignete Behandlung effektiv ausbremsen. Wichtig ist aber zu wissen, dass antibiotische Salben nicht bei Demodex-Milben helfen, da sich die Wirkstoffe nur gegen Bakterien richten. Da es sich bei diesen Milben um Parasiten handelt, die ständig die menschliche Haut besiedeln, kann keine vollständige Eliminierung erfolgen, jedoch kann die Dichte durch antiparasitisch wirksame Substanzen (wie Ivermectin, z.B. in soolantra®) in den Griff bekommen werden [1].
Freiverkäufliche Cremes bei Hautmilben
In der Praxis berichten viele Patient:innen, dass die „kleinen Bewohner im Gesicht des Menschen“ auch durch spezifisch formulierte Cremes in Schach gehalten werden können. Dazu zählt beispielsweise das freiverkäufliche Kosmetikprodukt DemoDerm Rosacea Basis Pflege. Laut den Erfahrungen vieler Anwender:innen und anhand von Vergleichsbildern zeigte sich, dass sich die entzündeten Hautstellen besserten und Pickel und Pusteln deutlich zurückgingen. Starke Rötungen wurden sichtbar blasser und Hautschuppungen und -schwellungen nahmen ab. Ebenso beschrieben Patient:innen, dass die ungeliebten Flushs nur noch sehr selten auftraten. Wichtig sei aber, dass regelmäßig über Wochen und Monate gecremt wird, z.B. 2 x täglich morgens und abends. Manche freuten sich auch, dass die Haut weniger ölig ist und sie dadurch weniger nachschminken müssen und das Make-up besser hält.
Ein bewährter Weg bei Rosacea: Trigger ausschalten und Flushs ausbremsen
Auf Grundlage erfahrungsheilkundlicher Beobachtungen hat es sich bewährt – wie beschrieben – zuerst die Überbesiedlung der Demodex-Milben anzugehen. Werden die Milben beseitigt, so regeneriert sich das Hautmikrobiom und die Hautprobleme sowie Flushs verschwinden. Ist dem nicht so, müssen weitere Auslöser unter die Lupe genommen werden. Dazu zählen insbesondere die Überprüfung, ob ein Nährstoffmangel wie z.B. eine Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen besteht. Kann man dies ausschließen, lohnt es sich, die Darmgesundheit „zu begutachten“.
Das SIBO-Syndrom
Man weiß, dass eine bakterielle Überwucherung und Fehlbesiedlung des Dünndarms (auch SIBO-Syndrom) Rosazea-Beschwerden bei manchen Betroffenen schlimmer werden lassen können, dazu gehören auch Flushs. So weisen Rosacea-Patient:innen wesentlich häufiger ein SIBO-Syndrom auf als nicht an dieser Hauterkrankung Leidende (46-51% vs. 5-23%) [1]. Eine Verbesserung des SIBO-Syndroms geht oftmals mit einer langfristigen Verbesserung der Rosacea einher [11, 12, 13, 14].
Stress und Flushing
Unabhängig davon schildern Patient:innen, dass emotionaler Stress wie Ärger im Job, Beziehungsstreits oder Tod einer nahestehenden Person Flushs und andere Rosacea-Beschwerden oftmals stärker werden lassen. Laut den bisher veröffentlichten wissenschaftlichen Studien ist in vier von fünf Fällen emotionaler Stress ein Trigger von Rosacea, der die Symptome deutliche verschlimmert [1]. Auf der Grundlage von verschiedenen Studienergebnissen vermuten Forscher, dass psychischer Stress die Antwort von Immunzellen und die Kommunikation zwischen Nervenzellen beeinflussen kann. Zumindest teilweise wird die Rosacea inzwischen als „neurogene“ (also durch das Nervensystem bedingte) Entzündung angesehen, die durch psychische Anspannung getriggert werden kann [1, 5, 16]. So gibt es Hinweise, dass das bei akutem Stress aktivierte Hypothalamus-Hypophyse-Nebennierenrinden-System Hormone ausschüttet, die wiederum die Durchblutung der Haut und die Aktivität von Talgdrüsen erhöhen. Solche Stresshormone (wie z. B. das Corticotropin-Releasing-Hormon, kurz CRH) werden beispielsweise bei sozialen Ängsten oder der übermäßigen Angst vor dem Erröten (sog. Erythrophobie) freigesetzt und können Rosacea-Beschwerden verstärken. [17]
Hilfe zur Selbsthilfe – Flushs in den Griff bekommen
Seine ganz persönlichen Trigger für Rosacea-Flushs zu erkennen und damit umzugehen, ist nicht immer ganz einfach, vor allem da sie zahlreich sein können und es viele noch nicht so bekannte Auslöser gibt. Eine große Hilfe dabei kann der Austausch mit anderen Betroffenen sein, die einen ähnlichen Leidensweg hinter sich haben und oftmals die gleichen Sorgen und Probleme mit den Flushs haben. Eine Möglichkeit, mit anderen Rosacea-Patient:innen ins Gespräch zu kommen, ist die Facebook-Gruppe „DemoDermAnwender“. Diese hat einen privaten Bereich für bereits über 2500 Mitglieder, die sich rund um das Thema Pflege bei geröteter Haut und Rosacea austauschen und helfen.
Literatur:
[1] S2k-Leitlinie „Rosazea“ (AWMF-Registernr. 013-065). 2022
[2] National Rosacea Society, Know Your Rosacea Triggers, https://www.rosacea.org/patients/know-your-rosacea-triggers, abgerufen am 30.01.2023.
[3] Chung BY, Kim HO, Park CW, Yang NG, Kim JY, Eun YS, Chung EH, Lee SY, Park YL, Lee SH, Heo NH, Shin MJ, Kim JE. Relationships of Serum Homocysteine, Vitamin B12, and Folic Acid Levels with Papulopustular Rosacea Severity: A Case-Control Study. Biomed Res Int. 2022 Jul 4;2022:5479626. doi: 10.1155/2022/5479626.
[4] Steinhoff M, Buddenkotte J, Aubert J, et al. Clinical, cellular, and molecular aspects in the pathophysiology of rosacea. J Investig Dermatol Symp Proc. Dec 2011;15(1):2-11. doi:10.1038/jidsymp.2011.7
[5] Reinholz M, Ruzicka T, Steinhoff M, et al. Pathogenesis and clinical presentation of rosacea as a key for a symptom-oriented therapy. J Dtsch Dermatol Ges. Dec 2016;14 Suppl 6:4-15. doi:10.1111/ddg.13139
[6] Zhao YE, Wu LP, Peng Y, Cheng H. Retrospective analysis of the association between Demodex infestation and rosacea. Arch Dermatol. Aug 2010;146(8):896-902. doi:10.1001/archdermatol.2010.196
[7] Patterson JW. Weedon’s Skin Pathology. 5th edition by James W. Patterson.
[8] Yamasaki K, Di Nardo A, Bardan A, et al. Increased serine protease activity and cathelicidin promotes skin inflammation in rosacea. Nat Med. Aug 2007;13(8):975-80. doi:10.1038/nm1616
[9] Yamasaki K, Kanada K, Macleod DT, et al. TLR2 expression is increased in rosacea and stimulates enhanced serine protease production by keratinocytes. J Invest Dermatol. Mar 2011;131(3):688-97. doi:10.1038/jid.2010.351
[10] Ozlu E, Karadag AS, Ozkanli S, et al. Comparison of TLR-2, TLR-4, and antimicrobial peptide levels in different lesions of acne vulgaris. Cutan Ocul Toxicol. Dec 2016;35(4):300-9. doi:10.3109/15569527.2015.1120742
[11] Ciccarese G, Parodi A, Rebora A, Drago F. The usefulness of investigating the possible underlying conditions in rosacea. J Eur Acad Dermatol Venereol. Mar 2018;32(3):e88-e89. doi:10.1111/jdv.14547
[12] Parodi A, Paolino S, Greco A, et al. Small intestinal bacterial overgrowth in rosacea: clinical effectiveness of its eradication. Clin Gastroenterol Hepatol. Jul 2008;6(7):759-64. doi:10.1016/j.cgh.2008.02.054
[13] Drago F, De Col E, Agnoletti AF, et al. The role of small intestinal bacterial overgrowth in rosacea: A 3-year follow-up. J Am Acad Dermatol. Sep 2016;75(3):e113-e115. doi:10.1016/j.jaad.2016.01.059
[14] Drago F, Ciccarese G, Parodi A. Effects of the treatment for small intestine bacterial overgrowth on rosacea. J Dermatol. Dec 2017;44(12):e321. doi:10.1111/1346-8138.13985
[15] Holmes AD, Steinhoff M. Integrative concepts of rosacea pathophysiology, clinical presentation and new therapeutics. Exp Dermatol. Aug 2017;26(8):659-667. doi:10.1111/exd.13143
[16] Schwab VD, Sulk M, Seeliger S, et al. Neurovascular and neuroimmune aspects in the pathophysiology of rosacea. J Investig Dermatol Symp Proc. Dec 2011;15(1):53-62. doi:10.1038/jidsymp.2011.6
[17] Puchalski Z.: Anxiety structure and catecholamine parameters in patients with rosacea, alopecia areata and lichen ruber planus. Z Hautkr. Feb 1 1986;61(3):137-45.
Dr. Steffen Jakobs
ist freiberuflicher Ernährungs- und Medizin-Journalist sowie als Sachverständiger für Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel tätig und ist Mitglied des Deutschen Gutachter und Sachverständigen Verbands (DGSV e.V.).
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